Heimatgeschichte und die Frage nach der eigenen Vision
Exkursion nach Maria Rosenberg — 08.10.2022
Nur 17 Kilometer von unserem Schulstandort Wallhalben entfernt liegt Maria Rosenberg. Bei Recherchen zum Bistum Speyer im Rahmen des Religionsunterrichts ist ein Schüler auf den Wallfahrtsort aufmerksam geworden. Wie wurde der Ort zum Geistlichen Zentrum in unserer Region?
Die Schüler des Religionskurses von Frau Krick erfuhren dies am 23.09.2022: Vor Ort führte Diakon Steffen Dully durch die wechselvolle Geschichte von Maria Rosenberg. Ausgehend von den Anfängen im Mittelalter ließ Dully anhand verschiedener Beispiele die Verbundenheit der Menschen vor Ort mit dem Rosenberg lebendig werden.
Eine besondere Rolle spielte im 19. Jahrhundert Georg Helfrich, der sich mit einigen anderen jungen Erwachsenen zu einer außergewöhnlichen Lebensgemeinschaft zusammenschloss. In ihrer Heimat stieß das selbstbestimmte, WG-ähnliche Zusammenleben der jungen Männer und Frauen auf Befremden, nicht nur beim ortsansässigen Pfarrer. Hinzu kam, dass die jungen Leute in der „Hinterpfalz“ des 19. Jahrhunderts wenig Perspektiven sahen, um größere Summen Geld für ihre Vision zu erarbeiten. Aus diesem Grund fasste die Gruppe den Entschluss, nach Amerika auszuwandern. Dort erwirtschafteten die Freunde in den kommenden Jahrzehnten erfolgreich das Kapital, das schließlich den Ausbau des Wallfahrtsortes zu einem Geistlichen Zentrum mit eigener Seelsorger-Stelle möglich machte.
Aus dieser Zeit stammen über 200 Briefe, die von den Auswanderern an Verwandte hier in der Region geschrieben wurden. Aktuell werden diese Briefe Stück für Stück transkribiert. Doch es sind nicht nur diese Dokumente und zusammengetragene Fotos, die auf dem Rosenberg an die Stifter erinnern. Erst kürzlich, im September 2022, waren einige „amerikanische Nachkommen“ aus den USA angereist und auf dem Rosenberg zu Gast. Die Geschichte der sog. „Betjörg-Gemeinschaft“ wirkt somit in die Gegenwart hinein.
Bislang ist diese „verrückte Geschichte“ (Dully) kaum wissenschaftlich aufgearbeitet; einige Fragen sind noch offen. Sicherlich ein spannendes Thema z.B. für eine (Abschluss-)Arbeit im Rahmen eines Geschichtsstudiums. Wer sich für dieses Stück Heimatgeschichte interessiert und es gerne weiter erforschen möchte, ist herzlich eingeladen, sich auf dem Rosenberg zu melden.
Im zweiten Teil der Exkursion lenkte Dully in einer kleinen Andacht in der Wallfahrtkapelle den Fokus auf das eigene Leben der Schüler:innen:
- Hast du Wünsche, Pläne, eine Vision für dein Leben?
- Was hast du mit deinem Leben vor?
- Was möchtest du rückblickend einmal über dein Leben sagen können?*
Im Nachdenken über das, was einem persönlich im Leben wichtig ist, war jeder eingeladen, die eigenen Wünsche und Visionen aufzuschreiben und in der Kapelle auf dem Rosenberg zu hinterlassen.
Zum Abschluss segnete Dully die Gruppe und verabschiedete sich mit den besten Wünschen für die letzten Schulmonate auf dem Weg zum Abitur. Im Religionsunterricht wird die Schüler:innen das Thema „Zukunft“ und „Visionen“ in den kommenden Wochen noch weiter beschäftigen.