Reich gegen Arm - nimmt die globale Ungleichheit weiter zu?
LKEK beim Seminar „die Dritte Welt im Spannungsfeld der Globalisierung“- von Leonie Holzer — 28.10.2021
Die Spanne zwischen den Entwicklungsländern und den Industrienationen unserer Welt klafft immer weiter auseinander.
Die immer öfter auftretenden ökologischen, ökonomischen aber auch sozialen Problemfelder verschlimmern die Situation zunehmend vor Ort. Folglich stellt sich die Frage: „Wie kann es sein, dass 800 Mio. Menschen auf unserer wissenschaftlich so fortgeschrittenen Erde, hungern.“
Während unseres Seminars vom 13.09.21-15.09.21, welches an der „Fridtjof-Nansen-Akademie“ in Ingelheim durchgeführt wurde, konnten die unterschiedlichen Ursachen, Folgen sowie Weiterentwicklungsideen, welche der 3. Welt helfen sollten, dem Armutszustand zu entfliehen, erarbeitet und verstanden werden. Der Name des Seminars lautete: „Die Dritte Welt im Spannungsfeld der Globalisierung“. Hier war also auch der Themenkomplex der Globalisierung und der damit entstandenen Problematik miteinbegriffen.
Im Folgenden wird nun im Detail darauf eingegangen werden, was an den jeweiligen Tagen thematisiert und diskutiert wurde. Am Schluss wurde darüber ein Fazit gezogen, auf welches noch genau im Laufe des Textes Stellung genommen wird. Am ersten Tag kamen wir um 14.30 Uhr in der Fridtof-Nansen-Akademie an. Beginnend mit der Vorstellung des Seminarleiters Erik Doch, folgte schon bald die erste wichtige Frage:
„Was ist Entwicklung überhaupt?“
Diese, doch am Anfang recht leicht klingend Frage, entpuppte sich als komplexe Definitionssuche. Uns wurden unterschiedlichste Definitionen von bekannten Wissenschaftlern und Politikern vorgelegt. Zu diesen wurde anschließend Stellung genommen. Schließlich wurde uns bewusst, dass die Bezeichnung „Entwicklungsland“ nicht einfach die Unterentwicklung eines Landes darlegt. Es spielen sehr viele Faktoren in die Problemlage eines Entwicklungslandes mit ein. So müssen beispielsweise ökonomische, ökologische und soziale Gründe differenziert und genau zur Ansicht gezogen werden. Darüber hinaus haben wir über die mögliche Diskriminierung wegen die Begrifflichkeit der unterentwickelten Staaten gesprochen. So kamen Begriffsalternativen wie „globaler Süden“, „Länder mit noch nicht ausgeschöpftem Potential“ oder „3. Welt“ zur Sprache. Allerdings muss berücksichtigt werden, dass beispielsweise die Begriffsoption „Länder mit noch nicht ausgeschöpftem Potential“ widersprüchlich ist. Industrieländer müssten nach dieser Definition bereits ihr gesamtes Potential ausgeschöpft haben. Dies ist allerdings nicht der Fall, weil stets eine Weiterentwicklung stattfindet und auch in der Zukunft stattfinden wird. Auch der Ausdruck der „3. Welt“ ist eigentlich nicht mehr aktuell, da dieser noch aus der Zeit des Kalten Krieg stammt.
Ansonsten wurde uns die Frage gestellt, was man grundsätzlich unter Entwicklung versteht. Auch bei dieser Fragestellung kam es vermehrt zu Diskussionen. Anfangs wurde überwiegend die Meinung vertreten, dass man unter der Weiterentwicklung lediglich den Übergang zwischen Arm und Reich oder Jung und Alt verstünde. Allerdings wurde uns recht schnell klargemacht, dass man darunter mehr versteht als der Weg von einem armen zu einem reichen Land. So sind beispielsweise auch die Bewegungen von der traditionellen Agrarwirtschaft zur komplexen Stadtgemeinschaft gemeint. Der damit einhergehende materielle Wohlstand, sowie die menschliche Würde und die hoffentlich damit vermehrte Sicherheit sind ebenfalls Indizien für die Entwicklung eines Landes. Allein die uns so selbstverständlich erscheinenden Menschenrechte stellen ebenfalls einen wichtigen Faktor für die Weiterentwicklung eines Landes dar. Besonders diese betrachten wir, Bürger einer weiterentwickelten Nation, als Selbstverständlichkeit. Nachdem diese zwei am Anfang recht einfach klingenden Fragen beantwortet waren, kamen wir zu einer Pause. Es ging weiter mit einem neuen Themenkomplex.
Die Ursachen der stärker werdenden Entwicklungsprobleme.
Es wurden Erklärungsansätze geschaffen, die für die Probleme der Entwicklungsländer stehen. Daraus folgten externe und interne Erklärungsansätze, die uns weiter erläutert wurden. Unter die Kategorie der internen Faktoren fallen beispielsweise naturräumliche Gegebenheiten und Traditionen, welche nicht von den Bürgern beim Anbau von Rohstoffen abgelegt werden wollen. Somit werden häufig mit ineffizienten Methoden, welche seit Jahrhunderten genutzt werden, Rohstoffe angebaut. Allerdings sind viele Entwicklungsländer aufgrund dieser Anbaumethode nicht wettbewerbsfähig auf dem internationalen Markt. Naturräumlich schlechte Gegebenheiten stellen häufig für die Länder im Raum der Subsahara ein großes Problem dar. Der fehlende Wasseranschluss sowohl an Süß-, als auch an Salzwasser trifft insbesondere Länder wie Tschad, Niger und Mali. Darüber hinaus verfügen diese Länder überwiegend über arides Wetter. Das erschwert den wasserintensiven Anbau agrarischer Rohstoffe zunehmend. Ferner sind weitere interne Ursachen, wie die schlechte Regierungsführung, sowie mangelndes Kapital für Investitionen (im Agrarbereich, Bildung, Gesundheitswesen, usw.) zu erwähnen. Ein großes Problem ist die hohe Korruptionsrate in Entwicklungsländern. Diese kann jedoch nur mittels ausländischer Hilfe/ Kontrolle unterbrochen werden. Die mangelnde Selbstständigkeit vieler 3. Welt-Länder ist in unserer heutigen Zeit auf die in der Vergangenheit liegende Kolonialisierung zurückzuführen. Dieser externe Faktor darf nicht in Vernachlässigung geraten, schließlich stellen wir Industrieländer eine entscheidende Rolle bezüglich der mangelnden Entwicklung der Entwicklungsländer dar. Eine schlechte Rolle und Positionierung im Weltmarkt sowie ein mangelndes wirtschaftliches Potential führen zu einer nicht wettbewerbsfähigen Wirtschaftspolitik in Ländern der 3. Welt. Natürlich kann nie von einer Art „Chancengleichheit“ auf weltwirtschaftlicher Ebene gesprochen werden, allerdings muss unterentwickelten Staaten der wirtschaftlich richtige und effiziente Weg von den Industrienationen gewiesen werden. Nachdem wir an diesem Tag über Definitionen und entsprechende Ursachen gesucht haben, kam auch schon das Ende um 18.00 Uhr des Seminartages. Zu Abend aßen wir in der Fridtjof-Nansen-Akademie und wurden anschließend von einem Bus abgeholt, der uns in die Jugendherberge brachte. Dort durften wir dann außerdem noch unsere Freizeit bis in den Abend frei gestalten. Am nächsten Morgen wurden wir um 8.55 Uhr von einem Bus wieder abgeholt und an die Akademie gebracht.
„Kigali zum Singapur Afrikas machen“
Der zweite Seminartag begann um 9.30 Uhr unter der Leitung von Eric Dolch. Heute stand ein Workshop im Vordergrund, welcher den Namen trug: „Kigali zum Singapur Afrikas machen“- Strategien gegen Entwicklungsprobleme. Das Beispiel Ruanda.“ Ruanda ist ein ostafrikanisches Binnenland, das über eine sehr hohe Reliefenergie verfügt. Darüber hinaus kämpft sich Ruanda aus dem ehemaligen Entwicklungslandstatus heraus. Ruanda erlangte insbesondere durch den Völkermord im Jahr 1994 an Bekanntheit, welcher durch den Abschuss des Flugzeugs des Präsidenten ausgelöst wurde. Der ethnische Konflikt sowie eine ökonomische Krise und eine politisch instabile Lage waren die Folge. Heutzutage kann Ruanda allerdings bereits von sich behaupten, dass es einen Weg gefunden hat, den Anteil der Bevölkerung, die in Armut lebt von 60% im Jahr 2000 auf 38% im Jahr 2016 zu reduzieren. Ökologische, ökonomische und soziale Gegebenheiten haben in den letzten zwei Jahrzehnten eine Kehrtwende gemacht. Folglich kann man heute, im Jahr 2021 nicht mehr von einem Entwicklungsland im engeren Sinn sprechen. Eingeleitet wurde das Thema mit einem Kahoot-Quiz, bei dem wir sogar kleine Preise gewinnen konnten (vgl. Bild).
Entwicklungszusammenarbeit
Als nächster Themenkomplex wurde uns die multilaterale und bilaterale Entwicklungszusammenarbeit erläutert. Unter der multilateralen Entwicklungszusammenarbeit versteht man das Prinzip, welches darauf beruht, dass spezifische Industrieländer Zahlungen an überstaatliche Zusammenschlüsse/Organisationen tätigen. Diese Organisationen verwalten anschließend die Gelder und verteilen sie im Namen unterschiedlicher Entwicklungsprogramme an unterentwickelte Staaten. Die Weltbank-Gruppe ist beispielsweise eine multilaterale Entwicklungszusammenarbeitsorganisation. Des Weiteren wurde uns anschließend noch die bilaterale Entwicklungszusammenarbeit erläutert. Unter dieser versteht man die Unterstützung einzelner Entwicklungsländer durch Partnerländer in Form von Industrieländern. Hierbei kann die Unterstützung durch finanzielle, technische oder personelle Zusammenarbeit erfolgen. Die sogenannten bilaterale Abkommen regeln schließlich die Abkommen zwischen dem Geber und Empfängerland. Eines der wichtigsten Gremien der bilateralen Zusammenarbeit ist das Development Assistance Committee der OECD. In ihm sind 22 Industrienationen sowie die Europäische Union vertreten. Nichtregierungsorganisationen, die vor Ort helfen, sind beispielsweise Ärzte ohne Grenzen oder Brot für die Welt. Auch sie tragen eine wichtige Säule, im Bezug auf die Weiterentwicklung der unterentwickelten Länder. Auch die Europäische Union hat sich zum Ziel gesetzt, gegen den Armutszustand der „3. Welt-Länder“ vorzugehen. Beispielsweise die Konzentration auf die Verhinderung von Krieg, Stoppen des Klimawandels, Fluchtwellenvermeidung, Grundversorgungszusicherung und anständige medizinische Versorgung werden hier thematisiert.
Entwicklungstheorien
Ergänzend kamen unterschiedliche Theorien zur Sprache, welche die Grundindikatoren für die Weiterentwicklung implizierten. Eine erwähnenswerte Theorie besagt, dass sich unterentwickelte Staaten lediglich weiterentwickeln können, wenn sie in allen Bereichen (Ökonomie, Ökologie, Soziales, …) zur Modernisierung auch bereit sind. Diese Modernisierungstheorie besagt, Entwicklungshemmnisse abschalten um den Staat zu modernisieren. Veraltete Traditionen und Religionen haben keinen Platz im Raum der Weiterentwicklung. Das führt zur starken Gegenwehr in den entsprechenden Entwicklungsländern, da somit die kulturellen Weltanschauungen abgeschafft und neue kulturelle Grundsätze eingegliedert werden müssen. Daraus folgt, dass insbesondere der Fokus auf interne Faktoren gelegt wird. Im Gegensatz dazu macht die Dependenztheorie externe Faktoren verantwortlich. Hier geht man davon aus, dass die Unterentwicklung das Ergebnis einer von außen fehlgeleiteten Entwicklung ist. Der in der Vergangenheit sehr verbreitete Kolonialismus ist eine Hauptursache für die Aussagekraft der Dependenztheorie. Des Weiteren wurden Entwicklungsmöglichkeiten mittels des „Trickle- Down- Effects“ probiert. Mit Hilfe dieses Effekts wollte man durch einmal durchgeführte Investitionen, ein „Durchsickern“ des steigenden Wohlstandes bis in die unterste Schicht erzielen. Jedoch wurde schnell klar, dass dieses Vorhaben nicht erzielt werden konnte.
„Globalisierung und Entwicklung. Gewinner und Verlierer im globalen Wettbewerb.“
Am Mittwochmorgen fuhr unser Bus wieder um 8.55 Uhr in Mainz ab und brachte uns nach Ingelheim. Die Themen an diesem Tag lauteten: Darüber hinaus wurde außerdem die Frage behandelt, was überhaupt „fair“ an Fair Trade ist und ein Beispiel des nachhaltigen Konsums gegeben. Unter dem Begriff der „Globalisierung“ versteht man die weltweite Verflechtung in den Bereichen Wirtschaft, Politik und Kultur. Das bedeutet: Angesichts der Globalisierung und des daraus entstandenen weltweiten Netzes ist die Möglichkeit aufgekommen, dass auf kommunikativer Ebene direkte Nachrichten ausgetauscht werden können und schnelle, direkte „Ortswechsel“ durchzuführen sind. Ursachen für die Globalisierung sind, die in den letzten 20 Jahren fortgeschrittenen Innovationen in der Kommunikationstechnologie, sinkende Transportkosten sowie fallende Handelsbeschränkungen. Unter fallenden Handelsbeschränkungen versteht man im Allgemeinen Freihandelsabkommen, also beispielsweise die Abschaffung von Zöllen in der EU, was den Export und Import um einiges vereinfachte. Obendrein kann ein vereinfachter Kapitaltransfer ebenfalls für den Zuspruch der Globalisierung angesehen werden. Allerdings dürfen auch die negativen Aspekte nicht vernachlässigt werden. So ist eine zunehmend dramatische Klimawende zu erkennen, die unter anderem durch die zunehmende Globalisierung angeregt wird. Außerdem müssen Faktoren wie der Transport über die Wasser- und Flugwege sowie Straßen beachtet und kritisiert werden. So stellen diese Transportwege einen entscheidenden Teil bezüglich der Klimaproblematik dar. Des Weiteren muss ein Augenmerk auf die Nichtwettbewerbsfähigkeit von Entwicklungsländern und deren Ausbeutung gelegt werden. Folglich ist in diesen Ländern aufgrund der Globalisierung vermehrte Armutsbildung zu erkennen.
Externalisierung der Kosten
Die mit der Globalisierung auch miteinbegriffen externalisierten Kosten sind ein weiterer Kritikpunkt. Hierbei handelte es sich um das Abwälzen von Kosten, Lasten oder Aufwendungen auf andere Personen, Regionen oder Kostenträger. Das Externalisieren von Kosten bedeutet also schließlich, dass Unternehmen größere Profite machen, während das Land, in dem produziert wird, ausgebeutet wird. Die Unternehmen stellen jedoch im Gegensatz dazu Arbeitsplätze für die einheimische Bevölkerung zur Verfügung, wodurch viele Bürger des Staates die Chance erkennen für einen mickrigen Lohn das Überleben der Familie zu sichern. Hier nicht miteinbegriffen sind natürlich die nichtvorhandenen Arbeitsversicherungen und allgemeinen Sicherheitsstandards, die nicht gestellt oder verlangt werden. Die Arbeitsbedingungen in Entwicklungsländern sind nicht vergleichbar mit unseren deutschen Vorschriften. Da jedoch die Attraktivität von Arbeit für viele Menschen von großer Bedeutung ist, kann ein Prozess des Wettbewerbs erkannt werden. Dieser Wettkampf setzt es sich zur Aufgabe die billigsten Arbeitskräfte bereitzustellen, die niedrigsten Unternehmenssteuern zu verlangen und keine Umweltauflagen zu stellen. Dementsprechend wirkt dieser Teil der Globalisierung der Entwicklung von unterentwickelten Staaten vehement entgegen. Schließlich profitiert das Unternehmen von einer gesteigerten Produktivität, aufgrund von einer Vielzahl von Arbeitskräften und sonstigen „Erleichterungen“ bezüglich der Standortkriterien. Demgegenüber steht allerdings die Verdrängung von kleinen einheimischen Unternehmen. Außerdem darf nicht die Tatsache vernachlässigt werden, dass eine Abhängigkeit zu dem Ausland entsteht, weshalb mit der Zeit weitere Erleichterungen bezüglich der Standortfaktoren vorgenommen werden. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist das Erschließen von neuen Absatzmärkten, was sich vor allem in der Exportwirtschaft zeigt. Schlussfolgernd sind Unternehmen die großen Gewinner. Demgegenüber stehen jedoch die Bürger des Entwicklungslandes, die in ein Abhängigkeitsverhältnis geraten sind und diesem nicht durch eigene Kraft entfliehen können. Die engen wirtschaftlichen Verflechtungen beschränken sich auf die Triade. Viele Entwicklungsländer, welche an der Produktion beteiligt sind, haben keine Aufstiegsmöglichkeiten. Auch hier kann man nochmals sehen, dass lediglich die Industrienationen unserer Erde von der Globalisierung aktiv profitieren. Die Produktdiversifizierung stellt ebenfalls ein Problem dar. Folglich werden beispielsweise Monokulturen für die Textilindustrie angebaut (Baumwolle). Dies führt dann in vielen Fällen zu landwirtschaftlichen Katastrophen. Außerdem kann man den asymmetrische Nord- und Südhandel kritisieren. Dieser führt zu Ungerechtigkeiten bei der Chancenverteilung auf internationaler Ebene. Nachdem wir zuerst den Fokus auf die Globalisierung im Allgemeinen gelegt haben, kamen wir anschließend zu den unterschiedlichen Handelsoptionen. Dazu wurde eine Tabelle angelegt. Wir differenzierten: die UN/WTO, die Staaten, die Unternehmen und den Konsumenten. Die UN/WTO zeigt dabei Interesse einen freien Handel ohne Zölle zu organisieren, stabile Rohstoffpreise zu gewährleisten und die Subventionen im Industrieland zu fördern. Dies ist allerdings kontraproduktiv, da Entwicklungsländer aufgrund des geringen Budgets ihren eigenen Unternehmen keine Subventionen zahlen können. Infolge dessen werden einheimische Unternehmen ruiniert.
Lösungsansatz „Lieferkettengesetz“?
Des Weiteren wurde das Lieferkettengesetz von den Staaten auf den Markt gebracht. Dieses besagt, dass beim Zusammensetzen von den einzelnen Komponenten eines Produkts (Endprodukt), dies unter menschenrechtlichen Bedingungen und entsprechenden Umweltvorlagen geschehen soll. Die Unternehmen sind sehr darauf bedacht ihr Image zu schützen, weshalb viele Großkonzerne, wie Tschibo oder KIK sich in der Öffentlichkeit für das Lieferkettengesetz ausgesprochen haben. Man darf jedoch auch nicht von den durch die Globalisierung entstandenen Verbesserungen absehen. So entstanden beispielsweise verbesserte Beziehungen zu anderen Ländern und neue Informationen wurden verbreitet, welche innovativ genutzt werden konnten. Infolge dieser neuen Innovationen können neue Arbeitsplätze geschaffen werden, welche dem Armutsstand eines Landes entgegenwirken können. Darüber hinaus ist eine wichtige Tatsache die Verbilligung der Produktionskosten. Angesichts der immer günstiger werdenden Transportmittel können Produkte in unterschiedlichen Ländern zu möglichst geringen Preisen produziert und weiterverarbeitet werden. Folglich kann das Endprodukt beispielsweise „Made in Germany“ auf sich tragen, enthält allerdings Produkte aus China, der Türkei, Mali etc. und wurde lediglich in Deutschland zusammengesetzt. Im Übrigen herrscht in vielen unterentwickelten Staaten sowieso schon ein ausgeprägter Süßwassermangel. Anhand dieser Unternehmen kann man deutlich das Prinzip des „greenwashing“ erkennen. Auch kann bei vielen Unternehmen häufig der Wille nach einem Beitrag zur CSR erkannt werden. Dies spielt jedoch ebenfalls lediglich die Zielgruppen an, die seit neustem den Trend vertreten, dass nachhaltig Ware produziert werden soll. Hierbei betrachtet der Konsument jedoch auch den Preis, die Verfügbarkeit, die Transparenz, das Vertrauen und das Wissen, welches das Produkt umspielt. Schlussfolgernd kann also das Fazit bezüglich der Unternehmen gezogen werden, dass viele Großkonzerne ausschließlich ihr eigene „Weste weiß halten wollen“.
„Was ist fair an Fairtrade?“
Der nächste Themenkomplex bezog sich auf den fairen Handeln. Insbesondere der faire Handel stellt eine Chance für wirtschaftlich benachteiligte Unternehmen dar. Ökologische Vorteile sind beispielsweise gewisse Umweltstandards, welche durch den fairen Handel eingeführt werden. Jedoch muss angemerkt werden, dass dieser Aspekt nicht das gesamte ökologische Problemfeld involviert. So können sich einzelne Unternehmen an die Umweltstandards halten, um das Fair Trade Siegel zu erhalten, allerdings produziert der Großteil immer noch unter klimakatastrophalen Bedingungen. Wahrscheinlich können die sozialen Chancen als wichtigstes Kriterium gewertet werden. Die Gewerkschaftsfreiheit, Verbote der Kinderarbeit, Gleichberechtigung und Sicherheitsstandards sind hier wichtige Faktoren, die mit Hilfe des fairen Handels durchgesetzt werden können. Darüber hinaus kann auch hier ein Entstehender „know-how-Effekt“ beobachtet werden, welcher die Arbeit nochmals erleichtert und effizienter macht. Nun muss jedoch das Faire-Trade-Logo kritisch begutachtet werden. Das herkömmliche Fair-Trade-Siegel wird von der Organisation TransFair ausgeschrieben. Dadurch wird das Siegel lediglich an Produzenten ausgeschrieben, die die entsprechenden Vorgaben erfüllen. Womöglich muss jedoch nochmal das Phänomen des „greenwashing“ thematisiert werden. Die Begrifflichkeiten „öko“ sowie „BIO“ sind rechtlich geschützt, wohingegen „fair“ kein rechtlich geschützter Begriff ist. Infolge dessen wurde in der Vergangenheit sehr viel „Etikettenschwindel“ betrieben. Wenn beispielsweise Discounter damit werben „faire“ Artikel zu verkaufen, kann davon ausgegangen werden, dass diese nicht fair sind, da Discounter mit unglaublich tiefen Preisen werben. Nach der Diskussion über Fair-Trade, war das Seminar um 13.00 Uhr beendet und wir machten uns auf den Rückweg nach Landstuhl. Die drei Tage haben uns sehr viel Wissen aus den einzelnen Themenkomplexen gebracht. Besonders die Problematik mit den Fair Trade Etiketten hat Erstaunen innerhalb unserer Kurse ausgelöst. Aber auch die beidseitige Betrachtung der Globalisierung hat uns gezeigt, dass nicht alles gutgeheißen werden kann, was auf internationaler Ebene abgespielt wird. In den kommenden Jahren soll besonders ein Augenmerk auf die „Verlierer“ der Globalisierung und die klimatische Problematik gelegt werden.