Von Gewinnern und Verlierern der Globalisierung
Erdkunde Leistungskurse im Seminar bei der Nansen-Akademie Ingelheim — 25.08.2020
Es ist bereits bekannt, dass die Industriestaaten zu den Gewinnern der Globalisierung gehören, dazu zählt auch unser Heimatland, Deutschland. Das uns dies in unserem alltäglichen Leben beeinflusst, war zu Beginn nicht allen bewusst. Doch schnell stellte sich auf der dreitägigen Exkursion heraus, das die Lage der Länder des globalen Süden genau gegensätzlich zu unserer ist. Dies durften die beiden Erdkunde-Leistungskurse der MSS 13 des Sickingen Gymnasium Landstuhl herausfinden. Vom 16.09 bis zum 18.09.2019 fand das Seminar „Die Dritte Welt im Spannungsfeld der Globalisierung“ in Ingelheim an der Fridtjof-Nansen-Akademie statt.
Direkt am ersten Tag, stellte sich die Frage, was denn das häufig verwendete Wort „Entwicklung“ überhaupt bedeutet und ob Entwicklung denn nur für die „Reichen“ möglich ist. Unter der Leitung von Erik Dolch ließ sich diese Frage vielfältig beantworten. Wir stellten fest, dass das Wort für jeden eine andere Bedeutung hat. Außerdem gibt es keine universelle Definition, da das Verständnis des Begriffs von den eigenen Vorstellungen und Werten geprägt ist. In früheren Jahren galt das Vorbild der Industrieländer als Orientierungsmaß für wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung. Dementsprechend wurde Entwicklung als anzustrebender Prozess des Nachholens und des Aufschließens zum Entwicklungsniveau der Industrieländer angesehen. Dabei stand wirtschaftliches Wachstum im Vordergrund des Entwicklungsbegriffes. Aus heutiger Sicht wird Entwicklung als dauerhafte Verbesserung der Lebensumstände für alle Mitglieder einer Gesellschaft unter Berücksichtigung der komplexen Wechselwirkungen zwischen wirtschaftlichen, sozialen, kulturellen, politischen und auch ökologischen Faktoren definiert.
Anschließend wurden Gründe für die Unterentwicklung vieler Länder gesucht. Diese kann nun endogene und exogene Ursachen haben, das heißt die Unterentwicklung kann durch innere Faktoren, wie beispielsweise naturräumliche Gegebenheiten, schlechte Regierungsführung oder mangelndes Kapital ausgelöst werden, aber auch durch äußere Faktoren. Dazu zählen neben dem Kolonialismus vor allem die „Terms of Trade“, das Austauschverhältnis, welches oftmals unrentabel ist. Aber auch die häufig schwache Positionierung am Weltmarkt sowie die Machtverhältnisse im internationalen System beeinflussen die Entwicklung eines Landes maßgeblich.
Das neu erlangte Wissen wurde am nächsten Tag direkt auf das Raumbeispiel Ruanda angewandt. Denn das afrikanische Land erlebte einen starken wirtschaftlichen Aufschwung nach dem 1994 stattgefundenen Völkermord. Hinter dieser positiven Wirkung des Landes verbergen sich weiterhin aber viele politische, soziale sowie ökologische Probleme.
Zusätzlich beschäftigten wir uns mit allgemeinen Fakten und Problematiken in verschiedenen lateinamerikanischen Ländern. Zunächst konnten wir einige gemeinsame Entwicklungsprobleme dieser Länder feststellen, wie beispielsweise die Armut oder die extreme soziale Ungleichheit. Besonders Korruption und Klientelismus tragen neben der hohen Kriminalität zur Unterentwicklung der Länder bei. Dennoch sollte beachtet werden, dass die konkrete Ausprägung dieser Probleme von Land zu Land unterschiedlich ist.
Bezüglich Lateinamerikas haben wir uns mit dem Raumbeispiel Mexiko beschäftigt. Zunächst wurde diskutiert, ob Mexiko als „failed state“ bezeichnet werden kann. Dies sind Staaten, die ihre grundlegenden Funktionen nicht erfüllen können. Denn wie bereits bekannt ist, gibt es besonders in Mexiko ein großes Problem mit dem Drogenhandel und den Drogenkriegen, die bis heute viele Opfer fordern. Aufgrund der Machtlosigkeit des Staates, gibt es zunehmend Probleme durch das Entstehen von Bürgerwehren als Polizeiersatz.
Am letzten Tag lernten die Teilnehmenden verschiedene Dimensionen der Globalisierung kennen, um Gewinner und Verlierer der Globalisierung charakterisieren zu können. Als Gewinner konnten, wie zu Beginn bereits erwähnt, vor allem die Industrieländer auserkoren werden, da diese durch die Globalisierung sowohl neue Absatzmärkte erschließen können, als auch ihre Produktivität erhöhen. Doch auch dort werden sich weiterhin einige Gefahren bürgen. Aber auch einige Schwellenländer zählen zu den Gewinnern. Darunter vor allem die Hersteller höherwertiger Produkte, wie beispielswiese China. Zu den Verlierern zählen die ärmeren Entwicklungsländer, darunter insbesondere die afrikanischen Länder. Aufgrund des Nord-Süd-Handels werden die Exportchancen für landwirtschaftliche Produkte aus den Entwicklungsländern drastisch vermindert. In diesem Zusammenhang wurde auch das Thema Fair Trade aufgegriffen und wie dies die Bauern und Fabriken beeinflusst.
Insgesamt konnten die beiden Erdkunde-Leistungskurse in den drei Tagen des Seminars ihr Blickfeld auf die Themen Entwicklungspolitik und Globalisierung erweitern. Die verschiedenen Vortragsstile der Referenten haben es schnell geschafft alle Schülerinnen und Schüler in das Thema einzubinden.