Nicole Rudi erfolgreich bei der Biologie-Olympiade 2019
Teilnahme am Landesseminar der Internationalen Biologieolympiade (IBO) an der TU gewonnen — 05.02.2019
Die Biologielehrerin Sonja Graf und Nicole Rudi (MSS 13 ) -
von Nicole Rudi (MSS 13) -
„Alles für die Katz?“. So lautet eine Aufgabe der ersten Runde der 29. Internationalen Biologieolympiade. Doch was ist das überhaupt für ein Wettbewerb und lohnt es sich, daran teilzunehmen oder ist am Ende alles „für die Katz“? Ich möchte alle biologiebegeisterten und motivierten Schüler/innen des Sickingen-Gymnasiums über den Ablauf des Wettbewerbs aufklären und über meine Erfahrungen berichten.
Die erste Runde der Biologie-Olympiade beinhaltet das Bearbeiten von drei bis vier komplexen Aufgaben zu verschiedenen Gebieten der Biologie. Diese werden mit Fachliteratur als Hausarbeit gelöst. Die 500 bis 600 besten Schüler/innen qualifizieren sich für die zweite Runde. Diese besteht aus einer zweistündigen Klausur, bei der 30 Multiple-Choice-Fragen und sechs komplexe Aufgaben beantwortet werden müssen. Die zweite Runde dient der Auswahl der 45 besten Schüler/innen für die dritte Runde am IPN in Kiel. Die zehn besten Schüler/innen qualifizieren sich für die vierte Runde, bei der vier Teilnehmer/innen für das Deutsche Team ausgewählt werden, die dann international antreten.
Die 15 besten Schüler/innen der zweiten Runde in Rheinland-Pfalz erhalten jedes Jahr eine Einladung zum Landesseminar an der Technischen Universität Kaiserslautern. Dieses Jahr habe ich die Möglichkeit am 17. Landesseminar vom 31.01.19 bis 01.02.19 teilzunehmen und meine Erfahrungen zu teilen.
Der erste Tag startet mit einer Begrüßung durch den Landesbeauftragten der IBO, Kai Stahl, und Informationen zum Biologiestudium an der TU Kaiserslautern. Anschließend beginnt die erste praktische Einheit im Bereich der Zellbiologie. Dabei erhalten wir einen Einblick in den Alltag der Doktoranden, die am Thema „Zellkraftwerke im Stress“ forschen. Wir führen eine Hefe-Transformation durch, bei der wir ein Gen in Hefezellen einbringen, damit die Importkanäle der Mitochondrien, die „Kraftwerke“ der Zellen, blockiert werden. Dadurch befinden sich die Hefezellen im Stress, welcher durch ein entwickeltes Verfahren gemessen werden kann.
Beim zweiten praktischen Teil widmen wir uns der Herstellung von Blutpräparaten und deren Untersuchung im Mikroskop. Dazu stechen wir uns mithilfe einer sterilen Blutlanzette in den Finger, um einen Tropfen Blut für das Präparat zu erhalten. Selbstverständlich werden die Hygienevorschriften eingehalten. Danach streichen wir den Bluttropfen aus und führen die Panoptische Färbung nach Pappenheim durch. Dadurch weisen die unterschiedlichen Blutzellarten charakteristische Farben auf, sodass sie im Mikroskop leichter identifiziert und voneinander abgegrenzt werden können. Der letzte Teil des Praktikums ist sehr spannend, da man seine eigenen Blutzellen im Mikroskop beobachten kann. Dabei sind vor allem die roten Blutkörperchen, die für den Sauerstofftransport verantwortlich sind, sehr zahlreich. Außer diesen sind auch weiße Blutkörperchen zu sehen, die Teil des Immunsystems sind, und sich zum einen in Granulozyten, sogenannte Fresszellen, unterteilen.
Am zweiten Tag untersuchen wir die Eigenschaften von Phytopigmenten und was diese uns über die Evolutionsgeschichte von Pflanzen und insbesondere von Algen verraten. Dabei verwenden wir Zellen aus einer Sorte Grünalgen und einer Sorte Rotalgen und isolieren die Pflanzenpigmente. Anschließend analysieren wir deren Löslichkeit in Wasser und Alkohol und trennen diese mithilfe der Dünnschichtchromatographie auf. Auch betrachten wir die Lichtabsorptionsspektren der grünen und roten Pigmente, um das Vorkommen der unterschiedlichen Algenarten durch die Evolution zu erklären.
Nach dem Ökologiepraktikum tauchen wir in die Labore der Mikrobiologie- und Genetikabteilung ein. Dort beobachten wir das Zellwachstum von Bakterien im Laufe von 120 min. Nebenbei führen wir eine Verdünnungsreihe einer Bakterienkultur durch, um über die Bakterienkolonieanzahl der verdünnten Platten die ursprüngliche Lebend-Keimzahl der Übernachtkultur zu berechnen. Auch können wir verschiedene Bakterienstämme mit dem Mikroskop betrachten. Im zweiten Teil isolieren wir Bakterien-DNA, die Erbinformation von Zellen, und zerkleinern diese, um die DNA-Fragmente in der Gelelektrophorese nach ihrer Größe zu trennen.
Der zweite Tag endet mit einem gemeinsamen Mittagessen in der Universitätsmensa, bei dem wir uns über die neuen Erfahrungen und unsere Interessen austauschen.
Abschließend möchte ich allen Biologiebegeisterten dazu raten, an der Biologie-Olympiade teilzunehmen. Der Arbeitsaufwand der ersten Runde ist relativ hoch, da das Niveau über dem Schulstoff liegt, aber gerade deswegen macht man viele neue Erkenntnisse und lernt, selbstständig zu arbeiten und zu recherchieren. Durch gezielte Vorbereitung kann man es durch Teilnahme bei der zweiten Runde in die dritte Runde schaffen. Aber auch wenn dies nicht gelingt, dürfen die 15 besten Teilnehmer am Landesseminar teilhaben, was sich definitiv lohnt! Einerseits bekommt man einen Einblick in den Alltag der Forscher und vor allem in die angewandten Techniken, von denen man in der Schule nur in der Theorie hört und im Labor tatsächlich praktisch anwenden darf! Andererseits lernt man Gleichgesinnte kennen und trifft Bekannte wieder, mit denen man sich über die Schulen, das Abitur und die persönlichen Hobbys austauschen kann. Daher kann ich es nur empfehlen, an wissenschaftlichen Wettbewerben teilzunehmen, da diese nicht nur den Erfahrungsstand und das Wissen erweitern, sondern auch auf sozialer Ebene eine wichtige Bereicherung sind! Meine Teilnahme an der Biologie-Olympiade war also definitiv nicht „für die Katz“ und hat sich für mich gelohnt!
Ich möchte mich an dieser Stelle bei meiner Biologielehrerin Sonja Graff bedanken, die mich auf den Wettbewerb aufmerksam gemacht und durchgehend begleitet hat. Ich hoffe inständig, dass es in den nächsten Jahren mehr Teilnehmer/innen geben wird, die an der Biologieolympiade teilnehmen!