Leistungsbereitschaft und soziales Engagement gegen Populismus und Polarisierung
Vortrag von Dr. David Sirakov bei der Ehrungsfeier für besondere Leistungen am SGL — 22.09.2022
von Achim Jung
Schon seit vielen Jahren werden Schülerinnen und Schüler des SGL, die im vorherigen Schuljahr durch besondere Leistungen hervorgetreten sind, während einer feierlichen Abendveranstaltung geehrt und mit Urkunden und kleinen Geschenken ausgezeichnet. Wegen der Pandemie gab es diese Ehrungen in den letzten beiden Jahren teilweise nur individuell oder in einem kleinen Kreis. Der Stellvertretende Schulleiter Frank Dick und Anja Voigt, die die Veranstaltung organisiert hatte, freuten sich daher besonders, Eltern und SchülerInnen in diesem Schuljahr wieder in einem festlichen Rahmen begrüßen zu können. Ein ganz besonderes Highlight des Abends war der Festvortrag von Dr. David Sirakov von der Atlantischen Akademie Kaiserslautern zum Thema „Populismus und Polarisierung in den USA“.
Dr. David Sirakov hat an der TU Kaiserslautern in Politikwissenschaft promoviert und veranschaulichte den SchülerInnen und Schülern gewissermaßen als exemplarisches Beispiel, was aus ihnen werden könnte und welcher Lebensweg ihnen offenstehen könnte, wenn sie weiter in der Schule so leistungsbereit und fleißig sind und nach dem Abitur mit persönlichem Engagement und Interesse studieren.
Anja Voigt und Frank Dick würdigten in ihren Ansprachen die Leistungen der Schülerinnen und Schüler und lobten das große Engagement innerhalb der Schulgemeinschaft, das sich in der Vielfalt der erbrachten Leistungen dokumentierte. Gewürdigt wurde nicht nur die erfolgreiche Teilnahme bei Wettbewerben, sondern auch das Eintreten für soziale Belange sowie auch in jedem Jahrgang die Leistungen der drei Schülerinnen und Schüler mit dem besten Notenschnitt im Jahreszeugnis.
Am Beginn des Abends stand der Vortrag, „Populismus und Polarisierung in den USA“, von Dr. David Sirakov. Das Thema „Populismus“ ist auch in Deutschland sehr aktuell. Was Populismus ist und was es damit auf sich hat, zeigte Dr. Sirakov am Beispiel der USA und er machte deutlich, warum und inwiefern der Populismus auch in Deutschland die Stabilität der demokratischen und pluralistischen Gesellschaftsordnung sowie auch die Institutionen und die demokratisch gewählten Organe des Staates bedroht.
Der Begriff "Populismus" war lange Zeit lediglich ein politischer Kampfbegriff, der dazu diente, den politischen Gegner als unglaubwürdig erscheinen zu lassen, indem man ihm vorwarf, in der politischen Debatte nur Stammtischparolen und simple, unreflektierte Lösungen anzubieten. Vor allem in den USA mit Donald Trump, aber etwa auch in Frankreich mit Marine Le Pen entwickelte sich der Populismus zu einer ernstzunehmenden und bei Wahlen erfolgreichen politischen Ideologie. Dabei böte, hob David Sirakov hervor, die Spaltung der USA in zwei sich unversöhnlich gegenüberstehende Lager von Republikanern und Demokraten besonders gute Voraussetzungen für Populisten. Diese gäben vor, im Namen des Volkes zu sprechen. Sie verträten jedoch autokratische und antidemokratische Vorstellungen. Die populistische Staatsauffassung sei nicht demokratisch, sondern nur „demokratiehaftig“. Denn ihre Vertreter behaupteten, ihre eigenen Meinungen und Überzeugungen, die angeblich mit denen des „Volkes“ insgesamt übereinstimmten, würden unterdrückt, während sie gleichzeitig alle anderen ihnen widersprechende Meinungen und Überzeugungen aggressiv und entschieden ablehnten und bekämpften. In den USA konnte Donald Trump die Wahlen 2016 gewinnen, indem er schon lange vorher über Jahre konsequent bestimmte Themen gepuscht hatte, wie zum Beispiel, lange vor der Pandemie und der aktuellen Energiekrise, die Ablehnung der Impfpflicht, des Klimawandels und der Windkraft. Das sind nämlich Themen, die sich hervorragend eignen, um besonders viele Unzufriedene zu erreichen und sie im Dienst eigener Zwecke zu fanatisieren und zu mobilisieren. Angesichts der Pattsituation zwischen Republikanern und Demokraten reichte es in den USA, eine relativ geringe Anzahl von ehemaligen Nichtwählern in wenigen Bundesstaaten, den sogenannten „Swing States", über das Internet zu mobilisieren, um die wichtigen Vorwahlen und dann die landesweiten Wahlen zu gewinnen. In Deutschland und in vielen anderen demokratisch gefestigteren Ländern kann diese Strategie bisher nicht verfangen. Aber der Populismus dient autokratischen Regimen auch international erfolgreich als Hebel zur politischen Einflussnahme und zur Destabilisierung demokratischer Gesellschaften, etwa durch Hetzkampagnen in den „sozialen“ Netzwerken oder auch durch die gezielte Förderung populistischer Bewegungen und Proteste.
Populisten gäben vor, im Namen des Volkes zu sprechen, in Wirklichkeit verträten sie eigene Machtinteressen. Dabei wendeten sie sich ausdrücklich gegen „die Eliten“, die von ihnen immer als korrupt und „diktatorisch“ gebrandmarkt werden. Als Beleg für die angebliche „Diktatur der Eliten“ gelte, dass die extremen Meinungen der Populisten in den Medien gar nicht vorkämen und ungerechterweise unterdrückt würden. Mit der Ablehnung der „Eliten“ stellten die Populisten demokratische Institutionen genauso in Frage wie Menschen, die für die Werte, die Regeln und die Gesetze unserer demokratischen Gesellschaft eintreten.
Mit der Ehrungsfeier am SGL wurden Schülerinnen und Schüler geehrt, deren besondere Leistungen gerade auch im sozialen Bereich darauf hoffen lassen, dass sie später zur Stabilisierung und zur Förderung der demokratischen und pluralistischen Gesellschaft beitragen können, in der wir alle leben.
Die folgende Liste bezeugt, dass dies nicht wenige SchülerInnen und Schüler sind. Insbesondere auch durch die vielen Erfolge bei Wettbewerben beweist sie, dass es am SGL sehr viele sehr gute und leistungsbereite Schülerinnen und Schüler gibt.