Einblick in den integrierten Landbau
Exkursion zum Hof Guhl in Gehradsbrunn — 05.08.2019
„Eine Sache des richtigen Lichts“
von Hannah Koch
Traditionell besuchen die Erdkunde Leistungskurse der Jahrgangsstufe 11 den landwirtschaftlichen Betrieb der Familie Guhl in Gerhardsbrunn.
Die Familie lebt schon seit mehreren Generationen auf dem Hof umgeben von aktuell 150 Kühen, 120 Hühnern, drei Pferden und zwei Hunden. Als Haupteinkommen stützt sich der Vollerwerbsbetrieb auf die Milchwirtschaft und den Ackerbau. Die Hälfte aller ackerbaulichen Produkte wird für die Futterproduktion der Milchkühe verwendet. Das Nebeneinkommen bzw. auch Nebenprodukt der Milchviehhaltung sind die Bullen, welche bei der Milchproduktion natürlich nicht gebraucht werden. Diese werden nach ausreichend Gewichts- und Größenzunahme an einen Schlachthof verkauft.
Ebenso werden die ca. 120 Hühner auf einer großzügigen Grünfläche und Hühnerstall als Nebeneinkommen gehalten. Die Eier werden größtenteils an Verwandte und Freunde verteilt.
In der Milchviehhaltung zeigt sich die zunehmende Mechanisierung der Arbeitsschritte, die für die Landwirtschaft immer mehr an Bedeutung gewinnt. Der Betrieb der Familie Guhl verfügt seit 2011 über einen Melkroboter. Der Landwirt muss die Kühe jetzt nicht mehr zweimal täglich mit einer Melkmaschine melken. Die Kuh entscheidet jetzt selbst wann sie gemolken werden soll und begibt sich dann freiwillig und selbstständig zum Melkroboter. Ein Chip im Halsband überprüft vor dem Eintritt in den Melkroboter, ob die Kuh bereits melkberechtigt ist. Falls nicht, wird sie durch ein anderes Tor zum Liegebereich des Stalls geleitet. Durch neuste Technik kann dieser Vorgang ganz ohne Zutun eines Menschen rund um die Uhr durchgeführt und kontrolliert werden. Die Zeitersparnis, die der Landwirt dadurch erhält, kann beispielsweise zur Kontrolle der Milch verwendet werden. Das Stallsystem auf dem Hof ist offen. Die Kühe können frei zwischen fressen, liegen und melken wählen. Seit 199 werden die Kühe hier nicht mehr an Ketten angebunden. 2020 soll die Anbindehaltung in Deutschland komplett verboten sein.
In der Presse wird oft Kritik an den Landwirten geübt. Die Anschuldigungen vieler Tierschützer und Außenstehender, die Tiere würden mit Antibiotika und Hormonen vollgepumpt und die Felder überdüngt, sind häufig in den Medien präsent. Diese Kritik weist Herr Guhl zurück. Auch die Annahme der Tierschützer, Tiere werden oft unter unmöglichen, tierquälerischen Bedingungen gehalten, kann er aufklären. „Es gibt zwar immer schwarze Schafe, aber diese gibt es überall.“ In der Regel sind die Landwirte um das Wohl ihrer Tiere bemüht. „Denn nur wenn es ihnen gut geht, können sie gute Leistungen bringen.“, so Lukas Guhl. Damit spricht er zwei Problematiken an. Zum einen werden diese schwarzen Schafe, damit sind Landwirte die z.B. viel Antibiotika einsetzen oder die Tiere unter sehr schlechten Bedingungen halten gemeint, in der Presse häufig breitgetreten und somit wird ein schlechtes Bild der Landwirtschaft vermittelt. Zum anderen verlangt der Markt immer mehr nach günstigen Produkten. Bekam man vor einigen Jahren noch 40ct/Liter Milch, bekommt der Landwirt aktuell gerade mal 28 ct/Liter. Der Markt verlangt also nach günstigen Produkten, erwartet aber gleichzeitig aber auch gute Qualität und gute Bedingungen für die Tiere. Kann das funktionieren?
Die Landwirte müssen also versuchen möglichst hohe Erträge zu erzielen mit möglichst wenig Investitionen (für z.B. Futter, Pestizide, Dünger, ...). So wird beispielsweise für großzügige Anlagen für Hühner viel Platz benötigt und durch die Bewegungsmöglichkeit brauchen die Tiere mehr Futter. Es ist somit schwierig die Produkte sehr günstig anzubieten, da es sich so für den Landwirt kaum noch lohnt. Die Form der Tierhaltung ist also nicht nur von den Landwirten abhängig, sondern auch vom Verbraucher.
„Antibiotika, Hormone, Dünger werden übertrieben eingesetzt und verunreinigen unsere Produkte und das Grundwasser.“ Das sind Sätze, die so immer wieder in den Medien kursieren. Dabei gibt es Kontrollen und Maßstäbe, die das verbieten und kontrollieren. Beispielsweise gibt es Wartezeiten für die Milch von Kühen, die aufgrund von Krankheit Antibiotika bekamen. Diese Vorschriften sind unbedingt einzuhalten, denn beim Abholen der Milch vom Milchtransporter, werden von der Milch Proben genommen, die getestet werden. Ist nur eine verunreinigte Milchladung dabei, muss der ganze Milchtank vernichtet werden. „Die Rückstände, welche durch den Hormoneinsatz bei Schweinen im Wasser zu finden sind, sind deutlich geringer als die Rückstände die entstehen, wenn eine schwangere Frau zur Toilette geht.“ Außerdem können Düngemittel schon aus Kostengründen nicht übermäßig eingesetzt werden. Zudem gibt es mittlerweile Systeme die den Pestizideinsatz mit Hilfe von GPS ermöglichen. Dadurch wird das doppelte Düngen einer Fläche durch Verschätzungen ausgeschlossen. Dass die Tiere heutzutage nicht mehr auf Stroh gehalten werden, hat nichts damit zu tun Geld beim Strohkauf einzusparen. Durch die Gummimatten ist der Stall hygienischer und der Wärmehaushalt besser. In der Krankenbox und bei den Kälbchen wird immer noch Stroh eingesetzt, damit die Tiere bequemer liegen können.
Lukas Guhl begann unseren Tag am Hof mit einem selbstgedrehten Film, welcher den Namen „Eine Sache des richtigen Lichtes“ trägt. Damit wollte er uns verdeutlichen, dass das in den Medien und von Vorurteilen geprägte Bild von einheimischen Landwirten nur „eine Sache des richtigen Lichtes ist“. Bauern, die ihre Tiere quälen und der Umwelt schaden, stellen nur die Ausnahme dar. Am Beispiel der Familie Guhl kann man sehen, wie durch eine gute Organisation, Koordination und neuste Technik ein angemessenes Umfeld für Mensch und Tier geschaffen werden kann.