Chawwerusch Theater "Braun werden"
Aufführung in Kooperation mit der St. Katharina Realschule Landstuhl — 06.12.2018
Vor fünf Monaten, am 11. Juli 2018, verkündete das Oberlandesgericht München sein Urteil in einem der spektakulärsten Prozesse der jüngeren Geschichte. Gegenstand waren die so genannten NSU-Morde, die über Jahre hinweg von den Angehörigen einer rechten Terrorzelle in ganz Deutschland verübt wurden und denen insgesamt zehn Menschen zum Opfer fielen.
Von diesen Geschehnissen berührt, verfasste der 1947 in Kaiserslautern geborene Schriftsteller Michael Bauer sein Stück Braun werden, das nach wie vor auf dem Spielplan des Chawwerusch-Theaters in Herxheim steht und immer wieder auch an Schulen zur Aufführung kommt.
Im Zentrum der Handlung steht der Computerfachmann Konradin, der trotz eigenen Einkommens noch immer gerne im „Hotel Mama“ logiert und keine Anstalten macht, dieses zu verlassen. Eines Tages lernt er Bea kennen, eine junge Frau, an der auch „Mutti“ großen Gefallen findet. Bea hat für alle Probleme des Lebens angenehm einfache Lösungen, unter anderem für die schattenspendenden Bäume in Nachbars Garten, die Mutti zusehends die Freude am Sonnenbad verderben. Scheinbar leicht nachvollziehbar formuliert sie: „Diese Pflanzen sind übrigens keine einheimischen. Die würden sich in ihrer ursprünglichen Heimat bestimmt viel wohler fühlen. Hier sind sie doch ganz fremd. - Der liebe Gott hätte das auch nicht so gewollt.“
Als Beas Aussagen immer mehr ins Extreme abrutschen, bekommen Konradin und seine Mutter ein Problem. Sollen sie zum Schutz des eigenen Familienglücks dauerhaft gute Miene zum bösen Spiel machen oder sollen und müssen sie irgendwann entschieden „Stopp“ sagen.
Braun werden ist ein Stück, das besonders junge Erwachsene anspricht, indem es den nicht immer leicht zu überwindenden Zwiespalt zwischen eigenem Wohlbefinden und der Frage nach gesellschaftlicher Verantwortung aufzeigt. Gleichzeitig weist es auf Gefahren hin, denen Jugendliche immer wieder ausgesetzt sind, unter anderem der des Abrutschens an einen radikalen Rand.
Zur Aufführung in der Aula des Sickingen-Gymnasiums Landstuhl waren sowohl die eigenen 10. Klassen als auch die der benachbarten St.-Katharina-Realschule eingeladen. Zwischen beiden Schulen gibt es seit vielen Jahren eine fruchtbare Zusammenarbeit, zum Beispiel im Bereich der Arbeitsgemeinschaften. Zum besseren Verständnis des Stücks wurden die Schülerinnen und Schüler im Verlauf des Unterrichts vorbereitet, so dass ein Verständnis für die aufgegriffenen Themen vorausgesetzt werden konnte.
Insgesamt ist Braun werden ein überaus gelungenes Beispiel dafür, dass Theater bildend und gleichzeitig unterhaltsam sein kann. Ein Beitrag des SWR aus dem Jahr 2016 formuliert es so: „Mit einfachen stilistischen Mitteln und starken Bildern setzt das Stück zunehmende Radikalisierung und Veränderung in der Familie um. Das Stück lebt tatsächlich von seinem guten Humor. Braun werden [ist] ein wertvolles Theaterstück, das in erschreckender Weise von den aktuellen Entwicklungen überholt wurde.“