Flach spielen, hoch gewinnen - oder: Warum Fußball viel Mathematik braucht?
Ehrungsfeier für besondere Leistungen - Vortrag von Prof. Sven Oliver Krumke, RPTU KL. — 08.09.2023
von Achim Jung
Wie in jedem Schuljahr am SGL gab es wieder eine „Feier zur Ehrung besonderer Leistungen“. Dabei wurden die besten Schülerinnen und Schüler, die sich im letzten Schuljahr durch besondere Leistungen hervorgetan haben, mit der Verleihung von Urkunden und Preisen ausgezeichnet. Zu den Geehrten gehören sowohl die Jahrgangsbesten aus den Klassen, als auch die Gewinner von Wettbewerben und diejenigen, die im letzten Schuljahr durch ihr besonderes soziales Engagement die Schulgemeinschaft bereichert haben.
Die Schulleiterin Andrea Meiswinkel lobte in ihrer Eröffungsrede den außergewöhnlichen Einsatz und die beeindruckenden Leistungen der über 80 ausgezeichneten Schülerinnen und Schüler. Zusammen mit Anja Voigt aus der erweiterten Schulleitung, die die Veranstaltung organisiert hatte, verlieh die Schulleiterin Preise und Urkunden an die geehrten Schülerinnen und Schüler. Die Preise sind vom Verein der Freunde des SGL gestiftet worden. Weiter unten auf dieser Seite findet sich die Liste der Geeehrten.
Prof. Dr. Sven Oliver Krumke vom Fachbereich Mathematik der TU Kaiserslautern hielt den Gastvortrag zum Thema „Flach spielen, hoch gewinnen - oder: Warum Fußball viel Mathematik braucht?“. Der glühende Anhänger des 1. FCK redete über die Bedeutung der Mathematik im Fußball, insbesondere für die Mannschaftszusammenstellung und die Erstellung des Spielplans der Bundesliga.
Viele Menschen glaubten, Mathematik sei zwar ein wichtiges Schulfach, so Prof. Krumke zu Anfang seines Vortrags, sie sei aber ansonsten im Leben für nichts gut. Eine solche ablehnende Haltung gegenüber mathematischer Bildung sei weit verbreitet. In Wirklichkeit habe die Mathematik jedoch einen bestimmenden Einfluss auf unsere Lebenswelt und auch auf die Fußballwelt.
Zum Beispiel sei die Zusammenstellung der Mannschaften eigentlich ein mathematisches Optimierungsproblem. Desto mehr Spieler berücksichtigt werden müssen, desto größer wird die mögliche Anzahl der Zusammenstellungen der Mannschaft. Bei 60 Spielern bzw Spielerinnen, die zur Auswahl stehen bzw. die eingekauft werden könnten, bräuchte der größte und schnellste Rechner der Welt ca. 670 Jahre, um alle möglichen Mannschaften auszurechnen. Hier braucht es also eine effiziente mathematische Methode, um schnell ein optimales Ergebnis bestimmen zu können.
Die Erstellung des Spielplans der Bundesliga stellt ein ähnliches Problem dar. Um einen optimalen Plan erstellen zu können, nach dem tatsächlich jeder Club gegen jeden anderen spielt und das zu möglichst mit für die Fans attraktiven Terminen bzw. Spielkopplungen, muss die optimale Lösung mathematisch bestimmt werden. Bei 10 Mannschaften kann man am Anfang nur drei Spieltage beliebig wählen, danach bekommt man bei einer beliebigen Verteilung am Ende Schwierigkeiten, dass alle Clubs tatsächlich gegeneinander spielen können. Die Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Krumke hat dazu eine optimale mathematische Optimierungsmethode entwickelt, die aktuell tatsächlich vom DFB zur Erstellung des Spielplans verwendet wird. Ohne diese Methode für die Erstellung des Spielplans mit 18 Mannschaften, wäre eine optimale Verteilung nicht möglich. Es gibt nämlich mathematisch mehr Möglichkeiten der Aufteilung der 18 Mannschaften als es Atome im Universum gibt. Es geht also hier um Zahlen, die sich gedanklich gar nicht wirklich erfassen lassen. Der Vortrag von Prof. Dr. Krumke machte deutlich, dass die Auseinandersetzung mit komplexer Mathematik schon in ganz einfach erscheinenden und alltäglichen Zusammenhängen notwendig ist und dass ihre Anwendung sehr gewinnbringend sein kann. Dabei ist nicht nur die praktische Anwendung bereichernd, sondern auch die Erweiterung des Denkhorizonts durch die mathematische Formulierung und die gedankliche Durchdringung von Alltagsproblemen. Das zeigte er dann auch am Beispiel der Optimierung von Produktionsprozessen in einer Fabrik, die verschiedene Mischungen von Nüssen herstellt, wobei es darum geht, die optimale Anzahl verschiedener Mischungen von in unterschiedlichen Mengen vorhandenen Nusssorten zu bestimmen, die dann in verschiedene Beutel gefüllt werden müssen. Es sei notwendig, zwei Semester Mathematik zu studieren, um die Lösung dieses Problems zu verstehen, aber es wurde auch deutlich, dass sich dieses Studium lohnen würde. Hier konnte man auch bemerken, dass die Erstellung funktionierender Stundenpläne und die im Vergleich noch viel komplexere Koodination des Unterrichts in Landstuhl und Wallhalben, die momentan von dem Stellvertretenden Schulleiter Frank Dick jedes Jahr erarbeitet werden muss, eine geradezu übermenschliche Leistung darstellt.
Die geehrten Schülerinnen und Schüler bekamen durch den sehr gelungenen und unterhaltsamen Vortrag einen Eindruck davon, warum sie in der Schule so viel lernen müssen und welche Aussichten sich durch die Schullaufbahn für sie später durch das Studium am Beispiel der Mathematik eröffnen könnten: Im ersten Beispiel wurde deutlich, dass sie damit die Bundesliga für Fußballfans attraktiver bzw. für die Clubs profitabler machen können und im anderen Beispiel, dass sie durch ein mathematisches Herangehen an wirtschaftliche Probleme ohne Weiteres eine sehr viel profitablere und nachhaltigere Produktion ermöglichen können, so wie im Beispiel durch die Optimierung der Produktion in der Fabrik.
Für den angemessenen musikalischen Rahmen der Veranstaltung sorgten Darin Neumann (Abitur 2023, Gesang) und Julian Heinz (10, Klavier). Die Technik-AG, die von Oliver Schneider geleitet wird, trug wesentlich zum Gelingen der Ehrungsfeier bei.
Die Liste der ausgezeichneten Schülerinnen und Schüler sehen Sie hier!