Das SGL tritt dem Netzwerk "Schule ohne Rassismus" bei
Selbstverpflichtung gegen Rassismus, Gewalt und demokratiefeindliche Ideologien — 14.07.2023
von Achim Jung
Zu Beginn des Schulfests zum 150jährigen Schuljubiläum wurde dem Sickingen-Gymnasium offiziell der Titel „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ verliehen. Die Regionalkoordinatorin Annette Tinschert vom AWO Bezirksverband Pfalz e. V. überreichte der Schulleiterin Andrea Meiswinkel die Urkunde. Die Schulgemeinschaft wurde durch die Verleihung in das Netzwerk der Initiative aufgenommen. Der Titel ist kein Zertifikat, Siegel oder Garantieschein, der behauptet: an dieser Schule gibt es keinen Rassismus. Dies anzunehmen wäre schon deshalb Unsinn, weil es keine einzige Schule gibt, an der niemals Diskriminierung stattfindet. Vielmehr verpflichten sich die Mitglieder der Schulgemeinschaft mit dem Beitritt zu dem Netzwerk, sich gemeinsam gegen Rassismus und Gewalt an der Schule einzusetzen.
Mit der Zustimmung zur Beteiligung an der Initiative „Schule ohne Rassismus“, die im Vorfeld durch eine Umfrage eingeholt worden war, gehen die Mitglieder der Schulgemeinschaft die folgenden Selbstverpflichtungen ein:
- Ich werde mich dafür einsetzen, dass es zu einer zentralen Aufgabe meiner Schule wird, nachhaltige und langfristige Projekte, Aktivitäten und Initiativen zu entwickeln, um Diskriminierungen, insbesondere Rassismus, zu überwinden.
- Wenn an meiner Schule Gewalt geschieht, diskriminierende Äußerungen fallen oder diskriminierende Handlungen ausgeübt werden, wende ich mich dagegen und setze mich dafür ein, dass wir in einer offenen Auseinandersetzung mit diesem Problem gemeinsam Wege finden, zukünftig einander zu achten.
- Ich setze mich dafür ein, dass an meiner Schule ein Mal pro Jahr ein Projekt zum Thema Diskriminierungen durchgeführt wird, um langfristig gegen jegliche Form von Diskriminierung, insbesondere Rassismus, vorzugehen.
An der Veranstaltung nahmen auch der Bürgermeister der Stadt Landstuhl Ralf Hersina, die Vertreter der SV, Ann-Kathrin Bader, Ben Brengel, Philipp Kahl und Amelie Walter, teil sowie die Sozialarbeiterin Ingrid Cieslok-Hell, die Verbindungslehrerin Robyn André, die vorherige Verbindungslehrerin Dr. Katharina Eberhardt und der Pate der Initiative Oliver Krauß. Er ist der Inhaber des Geschäfts „Sport Krauß“ in Landstuhl.
Die Initiative „Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage“ ist notwendig geworden, da rassistische Haltungen und Einstellungen in den sogenannten "sozialen" Netzwerken und im öffentlichen Diskurs zunehmend Verbreitung finden und in den entsprechenden Gruppen in „sozialen“ Netzwerken viel Zuspruch bekommen. Dies bleibt nicht ohne Konsequenzen für die Schulgemeinschaft, da Erwachsene auch in negativem Sinn Vorbilder für die Kinder sein können.
Den Begriff „Rasse“ auf Menschen anzuwenden, bedeutet nichts Anderes als anderen Menschen abzusprechen, Menschen zu sein. Bei den Menschen gibt es keine Rassen, da sie durch Lernen und Bildung unabsehbar entwicklungsfähig sind . Sie sind nicht durch ihre biologischen und physischen Eigenschaften festgelegt und determiniert. Rassen gibt es nur im Tierreich.
Rassismus entsteht wesentlich aus einem Gefühl der Ungerechtigkeit heraus, weil man davon ausgeht, dass man selbst durch seine Herkunft und Zugehörigkeit zu einem Volk und zu einer Kultur gegenüber Menschen, die als fremd oder verschieden wahrgenommen werden, Vorteile und Ansprüche haben müsste, die diese nicht haben dürften. Auf die Rasse bzw. auf die Herkunft und auf die Identität werden vermeintliche Rechtsansprüche gegründet, anderen Menschen Rechte abzusprechen und eigene Interessen egoistisch und skupellos durchzusetzen, auch wenn dies gegen allgemein gültige Werte und den Anstand verstößt.
Dabei wird vergessen, dass wir auf eine funktionierende Gemeinschaft angewiesen sind. Wer die Gemeinschaft, auch die Schulgemeinschaft, durch Rassismus spaltet, zerstört diese Gemeinschaft. Wer andere Menschen rassistisch diskriminiert, missachtet sie, benachteiligt sie, schließt diese aus der Gemeinschaft aus, von der sich der/die Rassist /-in dadurch auch selbst lossagt. Rassismus führt zu Konflikten, zu Gewalt und in letzter Konsequenz zur Vernichtung von Lebensentwürfen und Existenzen. Rassistische Haltungen wirken sich am Ende auch negativ und zerstörerisch auf das Leben von denjenigen aus, die sie vertreten. Eine besonders schlimme Form des Rassismus ist der Antisemitismus, der Menschen das Recht auf Leben ganz abspricht, so dass antisemitische Äußerungen auch als Morddrohungen zu verstehen und strafrechtlich zu ahnden sind.
Rassistisches Denken wird auf vielfältige Weise in den "sozialen" Netzwerken, vor allem auch auf TikTok, das viele Schülerinnen und Schüler nutzen, sehr erfolgreich verbreitet. Zum Beispiel sind der Einsatz für eine eindeutige Geschlechtsidentität, die Kritik an Gendertheorien und am Gendern dort besonders erfolgreiche Triggerthemen, die indirekt rassistische Haltungen verbreiten, Hetze transportieren und gleichzeitig auf sehr viel Zuspruch stoßen. Rassisten geht es dabei gar nicht so sehr um Gendertheorien und das Gendern, wobei Letzteres durchaus auch kritisch zu sehen ist, sondern um die skupel- und bedenkenlose Instrumentalisierung rassistischer Haltungen zu eigenen Zwecken und Interessen. Dahinter steht eine völkische Ideologie, nach der alle Menschen eine objektive Identität haben sollen, die durch ihre biologische und kulturelle Herkunft und durch eine behauptete Einheit von Körper und Geist bestimmt sei. Diese Identität ließe sich nicht einfach ändern. Auf diese Weise wird propagiert, dass einerseits zugewanderte Menschen "fremdvölkisch" seien und sich am Ende überhaupt niemals in Deutschland integrieren könnten, dass andererseits Männer und Frauen auf ihre vermeintlich "natürlichen" Rollen festgelegt sein sollen, wodurch mithin die Bedeutung von Bildung relativiert und abgewertet wird. Menschen werden zudem gerade auch aufgrund ihrer Bildung rassististisch diskriminiert, wenn sie zusätzlich als fremd oder als "anders" wahrgenommen werden. Diese Abwertung von Bildung kommt einem starken Bedürfnis der Menschen entgegen, eine schon von vorneherein gegebene und durch die Herkunft und tradierte Rollenvorstellungen definierte Identität und eine damit verbundene und daraus abgeleitete und gerechtfertigte soziale Stellung haben zu wollen, während sich "Fremde" diese durch Bildung ungerechterweise "erschlichen". Die Bedeutung von Bildung ist es dagegen, dass jeder Mensch die Fähigkeit hat, sich zu entwickeln und seine Persönlichkeit und eigenen Talente ausbilden zu können, unabhängig von seiner Herkunft, vom Geschlecht oder von körperlichen Merkmalen.
Die überparteiliche Initiative „Schule ohne Rassismus“ wendet sich gleichermaßen gegen Diskriminierung aufgrund der Religion, der sozialen Herkunft, des Geschlechts, der körperlichen Merkmale, der politischen Weltanschauung und der sexuellen Orientierung.
Dafür setzt sich die Schulgemeinschaft des SGL nun durch den Betritt zur Initiative ausdrücklich und offiziell ein. Da das Wort "Rasse" nicht mehr sagbar ist, werden dafür heute viele andere Wörter gebraucht. Die Schulgemeinschaft verpflichtet sich daher, keinerlei Form von Rassismus an der Schule zu dulden.
Die Initiative wendet sich darüber hinaus gegen alle totalitären und demokratiegefährdenden Ideologien.
Zukünftig wird es am SGL regelmäßig Veranstaltungen und Projekte zum Thema „Schule ohne Rassismus" geben.