GeoForschungsZentrum Potsdam unterstützt BILI-Projekt
Interview mit Dr. Claus Milkereit im Rahmen des bilingualen Projektes „Shaking Education“ — 23.03.2021
Interview mit Herrn Dr. Claus Milkereit und den Schülern Leonie Steinhagen und Julian Gehm, Klasse 6a, am Donnerstag, den 11.03.2021 um 14:30 Uhr.
Herr Dr. Milkereit arbeitet in Potsdam am Deutschen GeoForschungsZentrum und ist Wissenschaftler für Erdbeben- und Vulkanphysik
Auf unsere Frage, warum er sich gerade für die Geophysik begeistert habe, erklärte er uns, dass er nach seinem Abitur zuerst Lehrer werden wollte, aber dann hätte ihn doch mehr die Arbeit in der Natur angesprochen. Er wollte versuchen „die Welt zu retten“, indem er Erdbeben vorhersagt und Erdbeben erforscht. Daher habe er bereits während seines Studiums an einer seismologischen „Teilüberwachung in der Türkei“ teilgenommen.
Auf unsere Frage, ob es auch in Deutschland zu größeren Erdbeben kommen könnte, antwortete Herr Dr. Milkereit, dass man besonders die Region um Köln und Aachen näher untersuche, da dieser Bereich gefährdet sei. Auch der Bereich der Eifel ist gefährdet und dort würde er hingehen, wenn sein jetziges Projekt in Island abgeschlossen ist. 300 GPS-Stationen gäbe es in Deutschland, die sich damit beschäftigen, welche Gebiete in Deutschland sich tektonisch bewegen. So ist auf der Schwäbischen Alb eine hohe Gefährdungslage, dort gibt es sogar einen Ort, sagte Dr. Milkereit, der Bebenhausen hieße, da es dort schon öfters zu kleinen Erdbeben gekommen wäre.
Auf unsere Frage, welche Kräfte die Erdplatten bewegen und wo die Erdbeben vor allem auftreten, antwortete Herr Dr. Milkereit, dass in der Regel an Plattengrenzen die stärksten Erdbeben auftreten. Deshalb forscht er momentan in Island. Denn dort gibt es seit über einem Jahr eine Erdbebenserie. Er konnte uns berichten, dass gerade wenige Tage zuvor Magma aus der Tiefe bis in 1-2 Kilometer Tiefe an die Erdoberfläche gedrungen ist. In Island driften die eurasische und die nordamerikanische Platte auseinander. Die Schule in Hveragerdi, mit der wir unser Projekt zusammen machen, ist sehr nahe am Geschehen, sagte Dr. Milkereit. Sie befindet sich nur etwa 20-30 Kilometer entfernt, sodass man dort die Bodenbewegung gespürt haben muss. Daher fände er es gut, wenn wir die Schüler dort über ihre Erfahrungen mit Erdbeben genauer befragen würden. Er erklärte uns, dass auf der ganzen Welt Seismometer installiert wären, die die Auf- und Abbewegung des Bodens, also die Schwingungen aufzeichnen und auswerten, die Erdbeben orten und auch Auskunft über die Stärke des Bebens geben.
Auf die Frage, was alles unternommen wird im Zusammenhang mit Erdbeben, antwortete Dr. Milkereit, dass es sehr wichtig sei, die richtige Bauweise zu haben. Häuser müssen der Beschleunigung, die die Erdbeben auslösen, trotzen können. Sie müssen den Bewegungen standhalten. In diesem Punkt wäre Deutschland gut vorbereitet. Es werden daher von den Wissenschaftlern Messungen vorgenommen, warum Gebäude zusammenfallen und welche Baumaßnahmen wichtig sind, damit dies nicht passiert.
Danach beantwortete er uns noch die Frage, von welchen Kräften die Plattengrenzen bewegt werden. Wenn sich die Plattengrenzen auseinander oder aufeinander zubewegen und sich die Kontinentalplatten dabei verkanten, entstehen ruckartige Bewegungen der Erdkruste. Dieser riesige Ruck löst ein tektonisches Beben aus. In diesem Zusammenhang erklärte uns Dr. Milkereit auch, was eine Magnitude ist; nämlich das Maß für die Stärke eines Erdbebens. Bei der Magnitude wird die Stärke der Bodenbewegung berechnet. Bei einem Erdbeben wird der Boden in Schwingungen versetzt und dabei entstehen Erdbebenwellen. Es gibt hierbei die P-Welle (Primär-Welle) und die S-Welle (Sekundär-Wellen). Aus der Zeitdifferenz zwischen dem Eintreffen der P-Welle und der S-Welle kann die Entfernung des Erdbebens berechnet werden, und aus der mit einem Seismometer gemessenen Amplitude der Bodenbewegung die Magnitude des Bebens.
Unser Interview mit Herrn Dr. Milkereit war sehr interessant und man merkte ihm die Begeisterung für seine Tätigkeit an. Zum Abschluss erklärte er uns, dass er sich gerne wieder mit uns unterhalten wolle und schlug vor, dies zusammen mit den Schülern aus Island zu tun, damit diese uns hautnah über ihre Erfahrungen mit Erdbeben berichten könnten. Frau Woesner fand diesen Vorschlag auch sehr gut und wir bedankten uns für das aufschlussreiche Interview ganz herzlich.