Die Würde des Menschen ist unantastbar
Philosophielehrerin Heidi DeKuiper wurde von der Rheinpfalz zum Grundgesetz interviewt — 30.05.2019
Für die aktuelle Ausgabe der lokalen Beilage "Marktplatz" der Rheinpfalz befragte Matthias Gillen einen Politiker, einen Militärpfarrer und die Philosophielehrerin Heidi DeKuiper vom SGL zum Thema "Menschenwürde", da unser Grundgesetz im Mai 70 Jahre alt geworden ist: Der Parlamentarische Rat der Bundesrepublik Deutschland (BRD) verkündete am 23. Mai 1949 in Bonn am Rhein das Grundgesetz (GG) der BRD. Artikel 1/1 des GG „Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt“, ist dabei tragendes Prinzip und oberster Verfassungswert und garantiert durch seine Unabänderbarkeit die Menschenwürde.
Hier das Interview mit der Philosophie- und Ethiklehrerin Heidi Dekuiper:
„Jüngere denken bei Würde weniger an Menschenwürde“
Heidi DeKuiper, gebürtige Landstuhlerin, unterrichtet am Sickingen-Gymnasium Landstuhl Philosophie, Ethik und Mathematik. „Jeder hat sie, die Menschenwürde, doch wissen oftmals nur wenige mit diesem Begriff etwas anzufangen“, ist die Erfahrung der Pädagogin.
„Mit Würde bringt die jüngere Generation Personen in Verbindung, die einen besonderen Status oder bestimmte Funktion innehaben. An die Menschenwürde selbst wird dabei weniger gedacht“, meint DeKuiper.
Die Bibel beschreibt im 1. Buch Mose, Genesis, den Mensch als Krone der Schöpfung und verleihe ihm dadurch eine gewisse Würde. In der Renaissance sei der Mensch neu entdeckt worden.Die berühmte Rede des italienischen Philosophen Giovanni Pico della Mirandola über ,Die Würde des Menschen’ sieht DeKuiper hier als prägend an. „Er stellt den von Gott geschaffenen Menschen in die Mitte und lässt ihn frei entscheiden, ob er himmlisch oder irdisch, sterblich oder unsterblich sein möchte. Jedoch ist dabei zu beachten, dass die Freiheit (Würde) aufhört, wo die Freiheit (Würde) des Nächsten beginnt“, erklärt sie.
Für die Philosophielehrerin ist, wenn es um die Menschenwürde geht, Immanuel Kants Beitrag zur Moralphilosophie, die "Grundlegung zur Metaphysik der Sitten" unumgänglich. Darin steht: „Wir handeln moralisch, wenn wir die Würde der Mitmenschen respektieren, unmoralisch, wenn wir andere Menschen ausschließlich als Mittel für unsere Zwecke benutzen.“ Diese Menschheits-Zweck-Formel liefere zum Beispiel bei Fragen der Sterbehilfe, der Gentherapie und der Stammzellenforschung wertvolle Orientierung. „Als Philosophie- und Ethiklehrerin finde ich es sehr wichtig, dass sich junge Menschen mit den Themen des Lebens, also mit sich selbst, auseinandersetzen. Oftmals entwickelt sich ein Schlüsselerlebnis daraus“, sagt DeKuiper lächelnd.