Jörg Rettig und die Theater-AG bringen eigene Fassung des "Nathan" auf die Bühne des SGL — 29.09.2016
„Der Mensch Nathan“ am SGL
von Sabrina Ecker (13)
Wieder einmal gab es in der Aula des Sickingen-Gymnasiums mit der Aufführung des Dramas „Der Mensch Nathan“ eine große Theater-Premiere. Der Antrieb dazu kam aus dem Deutsch Grundkurs der jetzigen MSS 13 unter der Leitung von Jörg Rettig.
Paul Merz als Nathan und Jörg Rettig in der Rolle des Patriarchen
Gemeinsam kamen der Deutschlehrer und seine Schülerinnen und Schüler auf die Idee, „Nathan der Weise“ von Gotthold Ephraim Lessing umzuschreiben und eine Intrigengeschichte einzufügen, um den Epochenwandel von der Aufklärung zum Sturm und Drang und vom Rationalismus zur Romantik, deutlich zu machen. Nachdem Jörg Rettig Lessings klassisches Drama in seine Fassung „Der Mensch Nathan“ umgearbeitet hatte, entschloss sich der Kurs dazu, es bis zur Aufführung zu bringen. In mühevoller Eigenarbeit organisierten sie Kostüme, verbrachten die Projektwoche im Frühjahr mit dem Malen der Bühnenbilder und opferten viele Wochenenden und Nachmittage, um ihr schauspielerisches Können zu optimieren und das Stück selbst auf die Beine zu stellen – was von außerordentlichem Erfolg gekrönt war, wie man dem Applaus des Publikums entnehmen konnte.
Das Original dieses wirkungsvollsten Dramas der Aufklärung veröffentlichte Lessing im Jahre 1779. Es spielt in Jerusalem zur Zeit des dritten Kreuzzuges.
Till Schubert als Templer und Jörg Rettig
Als der Jude Nathan von einer Geschäftsreise heimkehrt, erfährt er, dass seine Tochter Recha bei einem Brand des Hauses ums Leben gekommen wäre, wenn sie nicht im letzten Moment von einem Tempelritter gerettet worden wäre. Allerdings umgibt ein Geheimnis die Herkunft der Jüdin Recha und des christlichen Tempelritters, denn eigentlich besteht zwischen eine verborgene Verbindung, wodurch die Problematik des friedlichen Zusammenlebens der Religionen zu einem Kernthema des Stücks wird. Im Zentrum der Aufführung stand, wie auch im Original, die Ringparabel. Diese wurde anhand eines eingespielten, selbstgedrehten Videos von Knut Böhlke erzählt, was an den Einsatz von Videoeinspielungen in Inszenierungen des modernen Theaters erinnerte, wie etwa in den Bühnenarbeiten von Frank Castorf und Martin Wuttke an der Berliner Volksbühne. Durch die Ringparabel wurde besonders deutlich, dass der Appell an den Dialog und an das friedliche Zusammenleben der Religionen nach wie vor aktuell ist. Gerade in unserer heutigen Zeit gewinnt dieser Appell mehr und mehr an Bedeutung, denn „es sind wir Menschen, die eine Klinge führen oder nicht, die aufrufen zum Krieg – oder nicht.“ Aus diesem Grund wandte sich Nathan zum Schluss mit dem folgenden Appell an die Zuschauer: „Gewähren wir uns selbst das, was der Höchste für uns ausersehen – zu lieben in Frieden ohne Unterschied.“
Alisa Müller, Paul Merz, Till Schubert, Moritz Geier und Oguz Günez
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